Presseinformation 3/2021 vom 24.06.2021

Digitaler Bildungsraum – GWDG unterstützt Pilotprojekt für Nationale Bildungsplattform bei der Vernetzung und Anbindung von OER-Infrastrukturen

Um eine föderale technische Infrastruktur für den Aufbau eines digitalen Bildungsraumes zu entwickeln, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Digitale Bildung die Entwicklung von Prototypen für eine digitale Bildungsplattform. Diese Bildungsplattform soll gleichsam als „Hub“ fungieren und bundesweit Bildungsplattformen und -angebote über Schnittstellen einbinden, gemeinsame Standards etablieren und in allen Phasen des lebensbegleitenden Lernens den Zugang zu Bildung erleichtern. Den ersten Prototypen für eine solche Plattform entwickelt ein Verbund, der am 1. April 2021 seine Arbeit aufgenommen hat und dem die GWDG angehört, im Projekt „Bildungsraum Digital“, kurz BIRD. Das Vorhaben, an dem neben der GWDG die Universität Potsdam als Projektkoordinatorin, die TU Berlin und die Universität Magdeburg auch der Deutsche Akademische Austauschdienst sowie weitere institutionelle sowie wirtschaftliche Akteure beteiligt sind, wird vom BMBF in den kommenden drei Jahren mit rund 7,3 Millionen Euro gefördert.

BIRD stellt den ersten von insgesamt vier Prototypen für eine künftige Nationale Bildungsplattform dar und ermöglicht das Testen von Strukturen für den Datenaustausch, die Interoperabilität von unterschiedlichen Plattformtypen und die Implementierung von Standards. Mit der geplanten Nationalen Bildungsplattform wird der gegenwärtig forcierte Digitalisierungsschub im Bildungsbereich bundesweit gestützt und professionalisiert bei gleichzeitiger Anerkennung und Einhaltung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten im föderalen Bildungssystem. Ziel ist die Entwicklung einer föderalen Infrastruktur, die Plattformen und Dienste aus allen Bildungsbereichen vernetzt.

Aufbauend auf Erfahrungen mit interoperablen Lösungen im Bereich der Hochschulen, der Studierendenmobilität und der Bereitstellung von Open Educational Resources (OER) soll im BIRD-Projekt eine europäisch anschlussfähige technische Lösung für die bundesweite Verknüpfung von bestehenden und neuen Bildungsplattformen über alle Bildungsbereiche geschaffen werden. Bei der Entwicklung dieses Prototyps sollen die Heterogenität und die föderale Struktur des deutschen Bildungssystems geachtet und die Eigenständigkeit der Akteure und Plattformen gewahrt werden. Über die Vernetzung des Bestehenden soll der Zugang zu Bildungsangeboten bildungsbereichsübergreifend erleichtert werden. Lernende erhalten innerhalb des zu entwickelnden Plattform-Prototyps Zugang zu Beratung, Informationen und Lernangebote für ihre individuellen Lernpfade.

BIRD soll auch weitere geplante Funktionen der Nationalen Bildungsplattform prototypisch implementieren: Übergänge zwischen Bildungsbereichen und Einrichtungen erleichtern, indem Lernenden ermöglicht wird, Daten, Materialien und Leistungsnachweise digital sicher zu hinterlegen und in wechselnden Lern- oder Lehrkontexten darauf zuzugreifen. Über offene Schnittstellen soll es zudem möglich werden, in digitalen Lern- und Arbeitsräumen über unterschiedlichen Bildungsbereichen und Einrichtungen hinweg zusammenzuarbeiten.

Das BIRD-Projekt entwickelt auf Basis von Open-Source-Software einen ersten Referenz-Prototypen für ein technisches Rückgrat eines verteilten digitalen Bildungsraums im Vorgriff auf die Entwicklung weiterer Prototypen. BIRD soll die Integration von bestehenden Portallösungen und Lernangeboten ermöglichen und zudem als Inkubator und Experimentierraum für prototypische Anwendungen der digitalen Bildungsplattform fungieren. Forschende sowie Praktiker*innen erhalten hier die Chance, technische Möglichkeiten der nächsten Generation zu erproben und für die Implementierung in die Plattform vorzubereiten.

Wesentliche Aufgabe der GWDG im BIRD-Projekt ist die Unterstützung bei der Vernetzung und Anbindung von OER-Infrastrukturen. Hierbei kann sie auf die umfangreichen Erfahrungen zurückgreifen, die sie bei der Konzeption skalierfähiger OER-Infrastrukturen auf nationaler sowie europäischer Ebene in den Projekten JOINTLY und Up2U gesammelt hat. Im Projekt JOINTLY wurden außerdem gemeinsam mit Akteur*innen in diesem Bereich bereits Handlungsempfehlungen und Standards erarbeitet, die sich mit der Vernetzung und Interoperabilität von Bildungsinfrastrukturen beschäftigen. Diese werden bereits in verschiedenen OER-Projekten eingesetzt und ermöglichen einen einfachen Datenaustausch zwischen den Plattformen.

Als eines dieser Projekte ist beispielsweise „WirLernenOnline“ ( https://wirlernenonline.de) zu nennen, das als Teilprojekt des OpenEduHub vom BMBF gefördert wird und für dessen Betrieb die GWDG die nötige Infrastruktur bereitstellt. Hier flossen viele erarbeitete Konzepte und Prototypen aus dem JOINTLY-Projekt zusammen, sodass zu Beginn der Corona-Pandemie innerhalb kurzer Zeit eine übergreifende Suchmaschine für freie Bildungsmaterialien zur Verfügung gestellt werden konnte. WirLernenOnline sammelt dabei von verschiedenen Portalen die Meta-Informationen zu Lehrinhalten ein und stellt sie über eine Suche auf der Webseite zur Verfügung. Außerdem fungiert WirLernenOnline auch als Hub: Die Inhalte werden über Schnittstellen wieder Repositorien in verschiedenen Bundesländern zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des BIRD-Projektes sollen diese Schnittstellen ebenfalls für einen Datenaustausch genutzt werden.

Die Entwicklung des ersten Prototyps für die künftige Nationale Bildungsplattform wird durch einen starken Verbund aus universitären, institutionellen und Wirtschaftsakteuren getragen. Zu den Verbundpartnern gehören die Professur für Komplexe Multimediale Anwendungsarchitekturen an der Universität Potsdam, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Technische Universität Berlin, die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG), die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, die Gesellschaft für Akademische Studienvorbereitung und Testentwicklung, der Verein edu-sharing e. V., das Bündnis für Bildung sowie die MathPlan GmbH.

Kontakt

Prof. Dr. Philipp Wieder

Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen

Telefon: 0551 201-1576

E-Mail: philipp.wieder@gwdg.de

Über die GWDG

Die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen (GWDG) ist eine gemein-same Einrichtung der Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts und der Max-Planck-Gesellschaft. Sie erfüllt die Funktion eines Rechen- und IT-Kompetenzzentrums für die Max-Planck-Gesellschaft und des Hochschulrechenzentrums für die Universität Göttingen. Zudem ist die Universität Göttingen mit der GWDG eines von acht Rechenzentren im Verbund Nationales Hochleistungsrechnen (NHR). Die wissenschaftlichen Forschungsaufgaben der GWDG liegen im Bereich der Angewandten Informatik. Ferner fördert sie die Ausbildung von Fachkräften für Informationstechnologie.