Anforderungen an eine Langzeitarchivierung am Beispiel des Wissenschaftsstandortes Göttingen.

Um die Anforderungen der wissenschaftlichen Community an digitale Langzeitarchivierungsmaßnahmen zu evaluieren, wird gegenwärtig das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt KoLaWiss („Kooperative Langzeitarchivierung für Wissenschaftsstandorte“) durchgeführt. Unter Projektleitung der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH (GWDG) führen die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB), der Geschäftsbereich Informationstechnologie (G3-7 IT) und die Medizinische Informatik (MI) der Universitätsmedizin eine 1-jährige Studie zum Thema Langzeitarchivierung von digitalen Primärdaten an Wissenschaftsstandorten durch.

Die in Göttingen bestehende Konstellation wissenschaftlicher Einrichtungen mit ihrer regionalen und überregionalen Verflechtung kann als exemplarisch für die großen Wissenschaftsstandorte in der Bundesrepublik angesehen werden. Am Beispiel Göttingens wird ein Organisations- und Geschäftsmodell für eine kooperative Langzeitarchivierung (LZA) entwickelt, wobei vorhandene Kooperationsstrukturen lokaler IT-Einrichtungen und deren Vernetzung mit überregionalen und internationalen Institutionen hinsichtlich ihrer LZA-spezifischen Anforderungen auf ihre Ausbaubarkeit hin evaluiert werden.

Im Rahmen des KoLaWiss-Projekts werden zunächst die an den unterschiedlichen Einrichtungen in Göttingen anfallenden digitalen Datenbestände erfasst. Dazu konnte unter anderem auf die Ergebnisse einer umfangreichen Onlinebefragung zurückgegriffen werden, die von nestor/SUB an der Universität Göttingen und von der ETH Zürich kürzlich gemeinsam durchgeführt worden war. Der nächste wesentliche Arbeitsschritt besteht in der Erarbeitung und Zuordnung einer auf LZA-Aspekte ausgerichteten Kategorisierung der zu speichernden digitalen Daten.

Darauf aufbauend wird die LZA insbesondere von Forschungsprimärdatenbeständen hinsichtlich der Fragestellungen Technik, Recht, Kosten, Organisation und Fördermaßnahmen untersucht und es werden Konzepte für eine effiziente Kompetenz-, Zuständigkeits- und Aufgabenteilung entwickelt. Ferner werden Kosten-, Abrechnungs- und Geschäftsmodelle für eine kooperative LZA an einem Standort (LZA-Knoten) erstellt. Die Ergebnisse werden standortneutral formuliert, so dass sie auf andere Wissenschaftsstandorte übertragen werden können. So weit möglich, werden bundesweite Förderempfehlungen für eine konkrete Umsetzung der Organisations- und Geschäftsmodelle von LZA-Knoten zusammengestellt.

Gastbeitrag von Sven Vlaeminck (SUB Göttingen) im nestor Newsletter 14/2008 [30. April 2008]

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